Das Ziel ist klar: Die Goldmedaille an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. Der Weg dorthin ist ebenfalls klar: Konsequentes Training, optimale Vorbereitung, gute Qualifikationswettkämpfe. Trotzdem: Druck und Belastung scheint Mario Gyr nicht zu verspüren.
Von der Leichtathletik über den Fussball gelang der Modelathlet zum Rudern und avancierte zu einem der besten Ruderer der Schweiz, zum Teamleader und Antreiber in der Nationalmannschaft. «Was ich ausstrahle, überträgt sich auf den Rest der Mannschaft», ist sich der Red Bull-Athlet bewusst. Er muss die anderen mitreissen, egal wie sehr er selber leidet.
Parallel studierte der Stadtluzerner Jura an der Universität Luzern. «Erfolg ist eine Frage der Prioritäten», sagt er. Und dass es nicht möglich sei, im Sport 365 Tage im Jahr Bestleistungen zu erbringen. «Wer über sich selbst hinauswachsen will – und nur so ist die Olympiamedaille möglich – muss den Kopf frei haben, darf sich nicht zwanghaft auf den Erfolg fixieren.» Sein Anwaltspraktikum ist für Gyr eine Art, den Kopf zu lüften, sich nicht im Training zu verbeissen. «In der Anwaltskanzlei muss ich unten anfangen, es gibt kein Rampenlicht, keinen Promibonus.» Sich selbst richtig einzuschätzen, sagt er, sei die Voraussetzung dafür, bei all dem Druck im Leistungssport – von aussen und von innen – psychisch stabil zu bleiben. Der Teamplayer ist nicht nur für seine Rhetorik, Leidenschaft und seinen unbändigen Siegeswillen bekannt, sondern besticht insbesondere mit seinen Fähigkeiten, als Motivator anzutreiben und nach Niederlagen immer wieder aufzustehen.
Auch Scheitern gehört für Mario Gyr zum Spitzensport. «Der richtige Umgang mit Niederlagen ist wichtig und die Verantwortlichkeit für den Erfolg gehört genauso dazu wie bei einem Scheitern hinzustehen, Erkenntnisse zu ziehen und vor allem wieder aufzustehen und neue Ziele anzuvisieren.»
Olympia 2016 bietet dazu Gelegenheit. Für die ersehnte Medaille will Mario Gyr härter arbeiten als alle anderen, dafür hat er sogar ein Angebot der renommierten Oxford-University ausgeschlagen. Denn: «Jetzt steht Rio ganz oben auf der Prioritätenliste.»